Das Bruderkalb

Was passiert eigentlich mit den männlichen Kälbern, die in Milchkuh Herden geboren werden? Milch werden die Tiere ja nie geben. Von einem dunklen Kapitel der Landwirtschaft und was wir mit unserem Rindfleisch Projekt dagegen tun.

Hintergrund

Vor gar nicht mal so langer Zeit hatten unsere Rinderrassen einen doppelten Nutzen für den Menschen: sie lieferten Milch und Fleisch. Das änderte sich mit der Spezialisierung der Landwirtschaft. Jetzt begann man, Tiere auf einseitige Nutzung zu züchten.
Mit großem Erfolg – zumindest was die Quantität angeht. Die heutigen spezialisierten Rassen verwerten das Futter entweder effizient in Fleisch um oder in die Produktion von enormen Milchmengen.

Wo ist das Problem für Milchvieh Halter?

Um die Herden und die Milchleistung der Kühe zu erhalten muss permanent für Nachschub, sprich Kälber, gesorgt werden. Milch geben irgendwann aber nur die weiblichen Kälber. Jedes männlich geborene Tier, also 50%, ist aus Sicht des Bauern nutzlos.
Nutzlos, weil erstens sein Betrieb spezialisiert ist auf die Erzeugung von Milch. Und zweitens weil Milchvieh Rassen im Vergleich zu Fleischrassen auch bei bestem Futter kaum Fleisch ansetzen. Die Gene dafür sind ihnen über Jahrzehnte weggezüchtet worden.

Was passiert?

Die wirtschaftlichste Lösung wäre das sofortige Töten des männlichen Tieres. Was bei Küken hierzulande erlaubt ist, ist bei Rindern aber verboten. Zwar bestätigen Insider, dass es dennoch gemacht wird und es soll auch Geburts-Statistiken geben, die diesen Schluss nahelegen. Offiziell gibt das aber verständlicherweise niemand zu. Außerdem kann der Landwirt auch nicht alle männliche Tiere auf diese Art entsorgen, ohne dass es auffallen würde.
Die am häufigsten praktizierte Lösung ist daher, das Tier an einen Viehhändler zu geben. Wenn der Bauer Glück hat bekommt er ein paar Euro dafür. Meist ist er aber schon froh, wenn der Händler ihm das Tier überhaupt abnimmt.
Der Viehhändler beliefert spezialisierte Mastanlagen. Dort wird versucht, möglichst viel Kraftfutter in das Kalb hinein zu bekommen, damit es zumindest ein paar Kilo Fleisch ansetzt. Wer hier Assoziationen zum Gänse stopfen hat, liegt nicht komplett daneben. Ein paar Wochen fristen die Kälber so ihr Dasein. Dann wird ihr Fleisch als Kalbfleisch verkauft.
Diese Praktik ist nicht nur bei konventionellen Landwirten üblich. Auch Kälber von Bauern gehen in diese Mastanlagen.

Das Bruderkalb

Die Brüder der weiblich geborenen Kälber, also die Bruderkälber, wachsen in einer separaten Herde heran. Bevor sie geschlachtet werden leben sie mehrere Jahre auf großen Weiden – artgerecht und in Würde.