Hintergrund: Das Problem der Rinderhaltung

Die Rinderhaltung ist weltweit und in Deutschland mit einer Vielzahl von Problemen verbunden. Das gilt sowohl für die Haltung von Milchvieh als auch von Fleischrassen.

Probleme der Rinderhaltung

Methan-Ausstoß

Rinder stoßen durch ihre Verdauung eine Vielzahl an klimaschädlichen Gasen aus. Vor allem Methan, ein Treibhausgas das ca. 25 mal so schädlich ist wie Kohlendioxid.

Wiederkäuer – Genialer Organismus

Rinder haben von Natur aus einen genialen Organismus. Sie sind als Wiederkäuer in der Lage, mageres Gras in hochwertiges Fleisch umzuwandeln bzw. proteinreiche Milch daraus herzustellen. Rinder, die auf Weiden gehalten und nur mit Gras/Heu gefüttert werden, haben vermutlich sogar eine positive Klimabilanz. Sie sorgen durch ihre Ausscheidungen und das Grasen dadurch, dass sich auf Weiden Humus bildet und das Grasflächen erhalten bleiben. Die großen humusreichen Grasländer der Welt (z.B. Great Plains in Nordamerika) sind durch Weidetiere entstanden. Humus und Graslandschaften binden eine enorme Menge Kohlendioxid im Boden.

Hürden durch Kraftfutter

Die übliche Rinderfütterung erfolgt heute allerdings nicht mit Gras/Heu sondern durch Kraftfutter (z.B. Soja, Mais). Kraftfutter sorgt bei Milchkühen für eine hohe Milchleistung und bei Fleischrinder für schnelles Muskelwachstum. Selbst Rinder, die für die Produktion hochwertigen Fleisches über Monate auf Weiden gehalten werden, werden in den letzten Monaten vor der Schlachtung intensiv mit Kraftfutter gemästet.

Durch die Fütterung mit Kraftfutter entfällt nicht nur der Humus-/Graslandeffekt. Der Anbau des Kraftfutters verursacht zusätzlich Kohlendioxid z.B. durch Stickstoffdüngung. Außerdem kann der Rinderorganismus die Nährwerte des Kraftfutters nur teilweise verwerten. Ein signifikanter Teil davon wird einfach wieder ausgeschieden. Die Klimabilanz ist verheerend. Ganz abgesehen davon, dass das für sie unnatürliche Kraftfutter auch den Organismus der Rinder stark belastet.

Spezialisierungsprobleme der Rinderhaltung

Unsere üblichen Rinderrassen sind alle so gezüchtet worden, dass sie Kraftfutter in „Milch- oder Fleischleistung“ umsetzen können. Diese Hochleistungsrassen erbringen so gut wie keinen Ertrag mehr, wenn sie nur noch artgerecht mit Gras gefüttert werden.

Milchleistung vs. Fleischansatz

Die Spezialisierung der Rassen auf Milchleistung oder Fleischansatz bedeutet im Umkehrschluss, dass hochgezüchtete Milchviehrassen auch bei intensiver Mast so gut wie kein Fleisch ansetzen. Und Fleischrassen nur wenig Milch geben. Das stellt vor allem Milchbauern vor ein großes ethisches Problem.

Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie ein mal im Jahr ein Kalb gebären. Sonst versiegt der Milchfluss. In der Praxis hat ein Milchbauer dadurch einen ständigen Überfluss an Kälbern. Zum einen braucht er nicht so viele weibliche Kälber, wie geboren werden, um seine (weibliche) Milchkuhherde zu erneuern. Zum anderen sind 50% der geborenen Kälber männlich und damit für ihn nutzlos.

Zur Mast eignen sie sich auch nicht, weil Milchviehrassen kaum Fleisch ansetzen. Es gibt Ländern, in denen Milchviehbauern männliche geborene Kälber gleich nach der Geburt töten dürfen. In der EU ist dies verboten. Bei uns werden Kälber oft in brutaler Hochleistungsmast in Ställen kurz gemästet – damit sie zumindest noch ein bisschen Fleisch ansetzen. Ihr Fleisch wird dann als Kalbfleisch verkauft.